Hast du schon öfter über (deine) Kreativität nachgedacht? Was verstehst du darunter?
Ich plaudere in diesem Artikel etwas darüber, wie Kreativität definiert wird, wie wir sie im Allgemeinen verstehen und welche grundlegenden Fertikeiten es braucht, um kreativ zu sein bzw. die eigene Kreativität zu wecken.
Definiere Kreativität
Kreativität ist ein vielfältig verwendeter Begriff, mit dem wohl jeder etwas anfangen kann, aber es lohnt sich, einmal genauer zu schauen, wie das Wort Kreativität definiert wird.
Definiert wird der Begriff 'Kreativität' bei Wikipedia als die Fähigkeit, etwas Neues zu erschaffen, was orginiell und dabei nützlich oder brauchbar ist.
Es wird hier zwischen alltäglicher und außergewöhnlicher Kreativität unterschieden, sowie unter schöpferischer und problemlösender Kreativität.
Alltagskreativität wird anders bewertet als herausragende Kreativität. Hier steht die Kreativität des Einzelnen im Zentrum, die Kreativität, eigene Probleme zu lösen oder negative Erfahrungen zu verarbeiten. Dies beinhaltet auch das kreative Erleben im Prozess. Den Nutzen zieht daraus vor allem der Einzelne.
Bei herausragender Kreativität wird in die Bewertung auch der Nutzen für andere Personen mit einbezogen.
Kreativität wird im Allgemeinen oft mit den Bereichen der bildenden Kunst in Verbindung gebracht, ist aber in allen Bereichen des Lebens zu finden. ¹
Was verstehen wir im Allgemeinen unter Kreativität?
Im Allgemeinen verstehen wir unter 'Kreativität' vermutlich vor allem das, was bei Wikipedia als 'Alltagskreativität' bezeichnet wird.
Wenn ich den Satz höre: 'Du bist ja so kreativ!', dann bezieht sich das meistens auf den sichtbaren Output im künstlerischen Bereich.
Ich fotografiere, ich gestalte Bilder aus vielerlei kreativen Prozessen, ich zeichne, ich schmiede Silberschmuck, ich tanze ... das fällt für viele Menschen unter den Begriff 'Kreativität'.
Dass wir auch in anderen Bereichen kreativ sein können, ist uns häufig nicht bewusst.
Wie wir unsere Probleme lösen oder mit negativen Erfahrungen umgehen, wird im allgemeinen weniger als 'kreativ' angesehen. Dabei bedeutet eine erfolgreiche Problemlösung oder ein für uns konstruktiver Umgang mit unangenehmen Erlebnissen eine enorme kreative Leistung. Auch das Improvisieren im Alltag oder in Arbeitssituationen wird oftmals in seiner Kreativität nicht erkannt.
Und dennoch müssen wir oft in unperfekten Situationen trotzdem so gut es geht handeln und gestalten und sind dabei oftmals erstaunlich kreativ.
In meiner Ausbildung zur Ergotherapeutin vor vielen Jahren begleitete uns der Spruch: Improvisation ist alles!
Wir haben damals viel darüber gelacht, aber im Grunde wurden wir von Beginn an darauf vorbereitet, aus unperfekten Therapiesituationen das für den Patienten Beste heraus zu holen.
Es trainiert, sich bewusst zu machen, dass man trotz geringen Mitteln ganz vieles (er)schaffen kann.
Eine kleine Umfrage
Eine kleine Umfrage auf Instagram, was meine Follower unter Kreativität verstehen, ergab interessante Ergebnisse.
Unter Kreativität wird verstanden:
- Kopf aus, Herz & Bauch an
- Dinge ausdrücken, für die ich keine gesprochenen Worte finde und dabei aktives Denken loslassen
- (Er-)Schaffen
- Spiritualität und explodierende Lebensenergie
- Freiheit
- Kreativität gibt dem Leben Farbe
Kreative Energie
Kreativität wird auch häufig als eine Energie verstanden, die in uns allen schlummert.
Der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi geht davon aus, dass 'jeder Mensch potentiell über das ganze Reservoir an psychischer Energie verfügt, die für ein kreatives Leben erforderlich ist.'
Allerdings kann der Zugang zu diesem Potential durch verschiedene Hindernisse versperrt sein.
Er nennt an dieser Stelle 4 Haupthindernisse:
- die Erschöpfung durch zu viele Anforderungen
- eine hohe Ablenkbarkeit
- der Mangel an Disziplin bzw. Trägheit
- die Unkenntnis, was man mit der eigenen kreativen Energie überhaupt anfangen kann.²
Julia Cameron beschreibt in ihrem Buch 'Der Weg des Künstlers' eindrücklich, wie die kreative Energie immer wieder durch Erwartungen, Ansprüche, negative Erfahrungen mit dem eigenen Schaffen und Ängste zurück gedrängt und verschüttet werden kann.³
Auch Michele Cassou, eine Verfechterin der intuitiven Malerei, zeigt anhand ihrer Arbeit und der Entwicklung des Konzeptes 'Point Zero', wie leicht sich der Zugang zu Kreativität und Intuition durch eigene Erwartungen und Gedanken, Ängste und Scham versperren können. Sie nennt diese Blockade-Faktoren 'die drei Drachen.⁴
Die ‘drei Drachen’
Mir gefällt dieses Bild der drei Drachen, die uns auf unserem Weg begegnen und gegen die wir ankämpfen müssen, um nicht von Ihnen überrollt zu werden.
Vielleicht weil ich Geschichten und Märchen schon immer mochte, aber auch, weil diese Geschichten mir immer Mut gemacht haben, denn in Ihnen werden Drachen überwunden!
- Der Ergebnisdrache: er ist auf das Ergebnis fixiert und hat hohe Erwartungen
- Der Kontrolldrache: er freut sich an Angst und Unsicherheit, er versperrt durch Sorge die Tore zum Unbekannten, er überzeugt uns davon, dass du die Kontrolle behalten musst
- Der Bedeutungsdrache: er verlangt nach (schlüssigen) Interpretationen und Lösungen, er will, dass wir allem,w as wir erschaffen, eine tiefe Bedeutung zuschreiben. Er hindert uns daran, wirklich in die Tiefe hinab zu steigen.⁴
Wir sehen hier also, wie unser Zugang zu Intuition und Kreativität immer ein wenig bedroht ist. Allein unsere Gedanken, deren Macht wir häufig unterschätzen, vermögen mit Drachenkraft gegen uns zu arbeiten.
Was braucht es, um kreativ zu sein?
Konzentrieren wir uns hier auf die Dinge, die es braucht, um kreativ zu werden oder zu sein. darauf, wie sich die Drachen bekämpfen, die Umstände verbessern oder die blockierenden Gedanken lösen lassen, komme ich in einem weiteren Blogartikel zurück.
Um kreativ zu sein, braucht es zum Beispiel folgende Dinge:
- Die Fähigkeit zu staunen
- Neugier und Interesse
- Einen Zugang zu unserem 'Inneren Kind'
- Raum und Zeit
- Ein wenig Alltagsflow
- kleine konkrete Ziele, die sich zu erreichen lohnt, die uns Freude machen
- Momente der Selbstreflexion: was mag ich eigentlich, was habe ich für Bedürfnisse, was bewegt mich?
- mehr von dem, was wir gern tun und weniger von dem, was wir nicht mögen
- kreative Gewohnheiten
- Momente der Entspannung
- eine angenehme Lebensumwelt¹
Zunehmend weniger werten
Nach meiner Erfahrung ist ein weiterer Punkt von Bedeutung:
eine wachsend wertfreie (Selbst-)Wahrnehmung.
Je weniger ich meine Gedanken und Erfahrungen, meinen kreativen Output oder auch mein Nicht-Kreativsein bewerte, desto leichter öffnet sich die Tür zum kreativen Energie-Pool.
Je weniger ich werte, desto mehr öffnet sich der Blick ins eigene Innere und auch der Blick nach Außen.
Wir nehmen mehr wahr, werden uns bewusster über uns und unsere Gefühle, wir erleben mehr positive Momente, es zeigen sich mehr innere Bilder und umso leichter fällt es uns, dem Erlebten im Innern Ausdruck zu verleihen.
Nur Mut!
Wenn du auf der Suche nach deiner eigenen Kreativität bist, dann möchte ich dir an dieser Stelle Mut machen.
Mut, es auszuprobieren, dich auf die Reise einzulassen und Schritt für Schritt in ein kreativeres Leben zu gehen.
Es lohnt sich.
Welche Schritte du konkret gehen kannst, werde ich in einem meiner nächsten Blogartikel beschreiben.
Fürs Erste kannst du aber in diesem Artikel lesen, wie Glaubenssätze uns blockieren können oder in diesem Artikel, was eigentlich Selbstwahrnehmung bedeutet und wie wir sie fördern können.
Vielen Dank fürs Lesen!
Ich wünsche dir eine spannende Reise in deine Kreativität.
Wenn du Fragen hast oder mehr wissen möchtest, schreib mir gerne.
Ich freue mich, von dir zu hören.
¹ Wikipedia: Kreativität
² Csikszentmihalyi, Mihalyi (1996). Flow und Kreativität. Wie Sie Ihre Grenzen überwinden und das Unmögliche schaffen. Deutsche Ausgabe. Klett-Cotta, Stuttgart
³ Cameron, Juila (1992). Der Weg des Künstlers. Deutsche Ausgabe. Knaur, München
⁴ Cassou, Michele (2001). Point Zero - Entfesselte Kreativität. Deutsche Ausgabe, 9. Aufl., Aurum, Bielefeld